Diffusschall

Raumschall R ist im Gegensatz zum Direktschall D der Schall in einem geschlossenen Raum, der bei seinem Eintreffen am Hörort oder am Messort bereits mehrere Schallreflexionen erfahren hat.

 

 

 
Veranschaulichung der Vielfachreflexionen an den Wänden.
Ohne Schallabsorption steigt die Unruhe.

Das "R" wird auch durch das R in „reflektiertem“ Schall repräsentiert, weniger durch das Wort Diffusschall oder Diffusfeld, weil es wie Direktschall mit einem D beginnt, obwohl Diffusschall richtig ist. Dabei spielt insbesondere das Verhältnis des direkten Schalls D zum insgesamten reflektierten Schall R für die Hörsamkeit eines Raums eine bedeutsame Rolle. Derjenige Abstand von einem gewissen Punkt zur Schallquelle in einem geschlossenen Raum, an dem der Schallpegel des Direktschalls und der Schallpegel des Raumschalls (Diffusfeld) gleich sind, wird mit Hallradius bezeichnet. Werden bei Tonaufnahmen die Mikrofone innerhalb des Hallradius aufgebaut, so vermeidet man den Effekt der Halligkeit, der bei starkem Überwiegen des Raumschallanteils entsteht und man kann Solisten oder einzelne Instrumentengruppen eines Orchesters weitgehend unabhängig voneinander regeln. Der fehlende Raumschall kann mit sogenannten Raummikrofonen aufgenommen und der Aufnahme in gewünschtem Maße hinzugefügt werden. Raumschall ist in Verbindung mit der Anfangszeitlücke auch nützlich, um die Illusion der Tiefenstaffelung bei Stereoaufnahmen und Raumklang-Aufnahmen zu erreichen. Hilfreich ist dabei ein trockener „Vordergrund“, der aus Direktschall D besteht.

 

Grundsätzlich gilt für die Richtungsbestimmung einer Schallquelle durch das Gehör, dass der Präzedenz-Effekt, also das zeitlich früheste Signal, für die Lokalisation und nicht Ortung maßgeblich ist. Dieses wurde früher auch mit "Gesetz der ersten Wellenfront" oder auch mit "Haas-Effekt" bezeichnet. Zeitverzögerte (reflektierte) Signale desselben Signals bewirken bis zu einer Laufzeit-Verzögerung von Δ t = 50 ms bei gleichem (!) Pegel des Rückwurfs eine erwünschte Schallverstärkung während bei Laufzeitverzögerungen Δ t > 50 ms das Direktsignal D und das reflektierte Signal R als separate Hörereignisse empfunden werden können, vorausgesetzt der Pegel ist gleich. Bei geringerem Reflexionspegel kann die Laufzeitverzögerung weiter erhöht werden. Sind getrennte Signale zu hören, spricht man von einem Echo, was raumakustisch als unerwünschter Effekt anzusehen ist. Ist die Anfangszeitlücke kleiner als 15 ms (Pre-Delay), so entsteht ein kleinräumiger Eindruck. Ist die Zeitlücke größer 30 ms bis etwa 60 ms, so entsteht ein großräumiger und durchsichtiger Klangeindruck. Es ist empfehlenswert, diese Anfangszeitlücke (Predelay) groß einzustellen und erst bei Notwendigkeit zu verkürzen.

 

Bei einem Nachhallgerät entspricht das Pre-Delay nicht den natürlichen Gegebenheiten im Raum, weil es nur eine feste Zeiteinstellung ist. In einem Raum erzeugt jede Schallquelle je nach Standort eine eigne Anfangszeitlücke. Demnach ist es unrichtig die Anfangszeitlücke als Raumkonstante zu bezeichnen, wie dieses in Lehrbüchern zu lesen ist. Die Anfangszeitlücke ist vom Ort der Schallquelle und dem Ort des Hörers beziehungsweise dem Messort abhängig.

 

Die Schallbegriffe Diffusfeld und Direktfeld bzw. Freifeld werden nicht immer einwandfrei von den Ausdrücken Nahfeld und Fernfeld auseinandergehalten. Während das Diffusfeld und das Direktfeld (Freifeld) durch die raumakustischen Eigenschaften des Umgebungsraums bestimmt werden, kennzeichnet das Fernfeld und das Nahfeld die Schallquelle selbst.

Bei der Raumbeschreibung zu Tonaufnahmen spricht man auch von einem klangbestimmenden R/D- bzw. D/R-Verhältnis.

 

Die tontechnischen Raumbeschreibungs- und Empfindungs-Begriffe Raumschallfeld und Direktfeld werden durch den Hallradius rH getrennt. Raumschallfeld ist, wenn R > D und Direktfeld ist, wenn R < D. Wenn der Schallpegel des Raumsignals der Größe des Direktsignals entspricht, also R = D ist, dann befindet man sich an einer theoretisch bedeutsamen Schallfeldstelle nämlich am Hallradius rH.

 

Die akustischen Begriffe von Nahfeld und Fernfeld beschreiben dagegen die Schallquelle (den Störer), dabei wird die Raumwirkung nicht betrachtet also quasi reflexionsarmer Raum.

 

Das Verhältnis von Direktschall zu Raumschall wird auch durch das Hallmaß beschrieben.